Ein Mann von La Mancha

 

Er ist ein Mann der Bühne und des Wortes. Jemand, der darunter leidet, immer wieder Abschied nehmen zu müssen. Und er ist ein Freund des Ritters, der gegen Windmühlen kämpft.
Josef Newerkla aus Zogelsdorf hat das „Stadttheater am Marktplatz" in Groß Gerungs, die „Bühne Weitra" und den „Theatersommer Weitra" gegründet, mehr als 20 Produktionen auf die Bühnenbretter gelegt und unzählige Gedichte geschrieben. Den Schlüssel zur Welt der Literatur drückte ihm seine damalige Deutschprofessorin an der Handelsakademie in Horn, Prof. Vilma Lomoschitz, in die Hand. In dieser Zeit schrieb der 16-Jährige auch sein erstes Gedicht. „Und dann war es nicht mehr zu bremsen." Die Lyrik sprudelte aus ihm heraus - und stellt ihn an den Rand einer Zeit, in der Verse-Schreiben für einen Jugendlichen alles andere als cool galt. „Ich war immer ein Außenseiter, ein Gutmensch. Am Anfang ist das natürlich angenehm, doch irgendwann fällt einem diese Rolle auf den Kopf", erzählt der Hesse- und Rilke-Fan, der seiner Begabung auch neben einer Banklaufbahn in Groß Gerungs und nun dem Sozialberuf in Zwettl treu geblieben ist.

 


Sechs Gedichtbände veröffentlicht

Unzählige Gedichte hat Josef Newerkla geschrieben, die von Fritz Muliar, Miguel Herz-Kestranek und Christiane Hörbiger gerne bei Lesungen verwendet werden. Bisher begleiteten sechs veröffentlichte Bände den Ruhelosen: Rund ums Lebm (1980), Tierisch, aber nicht ernst (1983), Im Kreislauf der Liebe (1988), Kachelofen (1990), und Entgegengehen (1991).
1998 folgte der Band „Spätlese" illustriert mit den lebensbejahenden Bildern von Charlotte Steinböck. „Eigentlich war ich viel zu jung für den Titel ‚Spätlese'. Ein Jahr später ist Charlotte bei einem Autounfall gestorben. Da wussten wir, warum der Titel sein musste", sagt Josef Newerkla mit Blick auf eines der zahlreichen Landschaftsbilder von Charlotte Steinböck, die das Haus in Zogelsdorf beherbergt. „Abschied" heisst das Gedicht, das er spontan vorträgt - von einem Blatt Papier, das er zufällig aus einem Stoß auf seinem Schreibtisch zieht.
„Abschied zieht sich als Konstante durch mein Leben", meint der Vater dreier erwachsener Söhne, der nun in seinem jetzigen Lebensabschnitt an der Seite der Leiterin des bekannten Chores Cappella „Ars Musica", Maria Magdalena Nödl, in Zogelsdorf lebt. Der Schützegeborene hat zur Zeit „Die Physiker" von Friedrich Dürrenmatt mit der Theatergruppe Eggenburg in Arbeit und parallel dazu „Das Hausgeisterhaus" von Peter Blaikner mit der Bühne Weitra.
Eine Produktion möchte Newerkla noch unbedingt realisieren: Don Quichote. Der Mann von La Mancha hat es ihm angetan. „Er hält unbeirrbar an seiner Wahrheit fest, akzeptiert die Realität seiner Umgebung nicht. Er hält Tugenden hoch, versucht an die besten Seiten im Menschen zu glauben - und ist ein Außenseiter." Josef Newerkla lächelt in sich hinein. Die Seelenverwandschaft muss nicht erklärt werden.

 

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Josef Newerkla